Ex-Jugendgemeinderäte und das aktuelle Gremium trifft sich zum Netzwerken

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Jugendgemeinderäte aus zehn Jahren trafen sich auf Einladung der Stadt Wangen mit OB Michael Lang und Vertretern der Kommunalpolitik in der ERBA.

Führung durchs Landesgartenschaugelände

Spannend auch für aktuelle und vorherige Jugendgemeinderäte: Am Klösterle wird im Spätsommer eine neue Radwegbrücke eingehoben. Sie wird den Weg ins Schulzentrum für viele Radler weniger gefährlich machen als heute.

Die Stadt Wangen im Allgäu hat seit zehn Jahren einen Jugendgemeinderat. Als 2012 zum ersten Mal die neue Jugendvertretung als politisches Gremium gewählt wurde, war es neben Weingarten und Isny die Nummer drei in der Region. Nun hat die Stadt Wangen alle Jugendgemeinderäte eingeladen und an die 30 waren am Freitagabend am Ende auch gekommen.

Oberbürgermeister Michael Lang begrüßte sie gemeinsam mit Vertretern der Fraktionen im Gemeinderat und zweier SPD-Vorstände im ehemaligen Baumwolllager in der ERBA. Ebenfalls mit dabei waren Alexandra Weidmann und Marina Schmid, die von Beginn an die Arbeit des Jugendgremiums organisierten.

Spannend war zunächst die Vorstellungsrunde, weil sich lange nicht alle Anwesenden kannten oder erkannten. Mit am weitesten dürfte die Anreise für Laura Reutemann gewesen sein. Sie verbrachte zuletzt Zeit in Charleston, South Carolina, als Teaching Assistant und war tags zuvor zurückgekommen. Auch Anna Kalhorn legte einen vergleichsweise weiten Weg zurück.  Sie forscht in Wien in Sachen Stadtplanung. Beide gehörten dem ersten Jugendgemeinderat an, der 2012 an den Start ging. 

Samuel Jungblut, aus dem zweiten Jahrgang, hat sich als Polizist vor nicht allzu langer Zeit von Stuttgart nach Wangen versetzen lassen. Für sich und seine Familie sucht er derzeit eine Wohnung vor Ort. Jakob Vochezer studiert Politik und Verwaltungswissenschaften und macht momentan ein Praktikum bei der Stadt Wangen. OB Lang bescheinigte ihm viele Kenntnisse, die er auch schon als Jugendgemeinderat erworben hat. Angesichts von Julian Weber, der von 2013 bis 16 im JGR mitwirkte und heute Teil der GOL-Fraktion im Gemeinderat ist, äußerte er die Hoffnung, dass irgendwann lauter frühere Jugendgemeinderäte bei den Kommunalwahlen kandidieren.

Die jungen Gäste nutzten prompt die Chance zum Austausch und zum Netzwerken. Denn auch dazu lud OB Lang die jungen Leute ein. Er erinnerte an die Initiatoren, die die ersten Wahlen überhaupt ermöglichten. Denn sie alle arbeiteten an dem Konzept der Jugendvertretung mit, wissend, dass sie zu alt sein würden, um darin mitzuwirken.  „Es braucht immer Initiativen, damit etwas entstehen kann“, sagte OB Lang. 
Bei der Runde über das Landesgartenschaugelände staunten die jungen Leute nicht schlecht, was sich hier getan hat und noch tut. Patricia Hack, ebenfalls aus dem ersten JGR-Jahrgang, erzählte, dass sie als Schülerin einmal bei einer Übung des Katastrophenschutzes als „Opfer“ im Bereich der alten Arbeiterhäuser war. Sie fand es sehr erstaunlich, wie sich das Areal entwickelt. OB Lang hob jene Punkte besonders hervor, die junge Menschen interessieren könnten: Sportanlagen wie die neue, im Bau befindliche Reitanlage, die Spielplätze, der geplante Aussichtsturm, der DAV-Kletterturm, die Anlagen, die im Sportpark entstehen und die neuen Radwegverbindungen. Die Führung endete im Alten Feuerwehrhaus. Nach einem kurzen Imbiss traf sich die Jugend zum eigenen Programm im Jugendhaus. 

Rückblick auf 10 Jahre Jugendgemeinderat

78 junge Leute stellten sich im Februar 2012 zur Wahl, weil sie als „Stimme der Jugend“ zu bestimmten Fragen im Gemeinderat auftreten und Ansprechpartner für die Verwaltung sein wollten. „Die Initiative für die Etablierung eines Jugendgemeinderats ging 2011 von Jugendlichen aus. Allen voran Manuel und Mike Hengge, Linda und Sarah Kempter, Tobias Dlugosch und Kevin Joder kamen auf die Stadt mit diesem Anliegen zu“, erzählt Alexandra Weidmann, die das Projekt Jugendgemeinderat von Beginn an betreut hat. Gemeinsam mit den jungen Leuten sowie ihrem Kollegen im Jugendhaus, Jörg Rettenmaier, dem damaligen Hauptamtsleiter Hermann Weinschenk, dem Kultur- und Sportamtsleiter Hermann Spang und der Praktikantin Sarah Rapp wurde bei diversen Sitzungen die Satzung konzipiert, die vom Gemeinderat schließlich verabschiedet wurde. Sie legt den JGR als politische Jugendvertretung fest. Dann ging es an die Wahlvorbereitungen.

Von Beginn an waren die Rektoren der Wangener Schulen starke Unterstützer des neuen Jugendgremiums. Denn es sind nicht nur Wangener Jugendliche, die sich aufstellen lassen und die wählen können. Beides ist auch für Jugendliche möglich, die auswärts wohnen, aber in Wangen zur Schule gehen und damit auch sehr viel Zeit in der Stadt verbringen. „Ohne Schulleiter keine Wahlen“, summiert Alexandra Weidmann den wertvollen Einsatz der Schulleitungen. Denn die Jugendlichen dürfen im Unterricht für den JGR werben, wenn Wahlen anstehen und es wird auch in den Schulen gewählt. Und sie dürfen auch während der Unterrichtszeit an Veranstaltungen teilnehmen. Ein Beispiel sind die Veranstaltungen „Schule trifft Rathaus, zu denen die Landeszentrale für politische Bildung Schülerinnen und Schüler und Vertreter der Stadt Wangen einlädt, die dann auch von Jugendgemeinderäten unterstützt werden.

Oberbürgermeister Michael Lang machte von Beginn an deutlich, dass ihm sehr an dieser „Stimme der Jugend“ liegt und er sie in jeder Weise unterstützt. So gab er schon dem ersten JGR auf den Weg mit: „Ich hoffe, dass Sie viel Freude in Ihrem Amt haben und wir gemeinsam etwas bewegen können.“ 

Inzwischen gehört zum Start jeder JGR-Legislaturperiode auch ein Hüttenaufenthalt. Bei dieser Klausur, die von der Landeszentrale für politische Bildung unterstützt wird, lernen die jungen Leute, was ihre Aufgaben in dem Gremium sind und wie sie sich Gehör verschaffen können. Normalerweise kommt Oberbürgermeister Michael Lang dazu, berichtet aus der Welt der Kommunalpolitik und erklärt, was in Wangen gerade wichtig ist. Alexandra Weidmann hat beobachtet, dass dieses Zusammentreffen den jungen Leuten vor allem die Scheu nimmt, auf den OB zuzugehen. 

Zwei Jugendgemeinderäte haben das Recht im Gemeinderat am Ratstisch zu sitzen und bei Themen, die Kinder, Jugendliche und Schulthemen berühren, auch zu sprechen. So waren sie zum Beispiel eingebunden bei Schulbau-Fragen, wie an der Johann-Andreas-Rauch-Realschule, bei der Schulentwicklung insgesamt und sehr engagiert auch im Vorfeld der Sanierung des Freibads Stefanshöhe. Der JGR startete dazu eine Umfrage um festzustellen, welche Attraktionen die Jugendlichen im Bad gerne hätten. Jedes der fünf Gremien suchte sich nach Möglichkeit ein Projekt, das umgesetzt wurde. Der Grillplatz beim Jugendhaus gehörte ebenso dazu, wie das Kleiderkarussell, das die Jugendlichen im Jugendhaus organisierten. Dazu gehörten auch Abende zu den verschiedensten Wahlen. In lebhafter Erinnerung blieb vielen Anwesenden ein Abend zu den Kommunalwahlen 2014, bei dem die Jugendlichen Kandidaten der verschiedenen Parteien im Jugendhaus auf den Zahn fühlten.  Aber auch jetzt in Corona-Zeiten, als die US-Wahlen auf dem Plan standen, stellten Vertreter des JGR die Besonderheiten des dortigen Wahlsystems vor. Corona zwang sie wie so oft in dieser Zeit zur Zoom-Konferenz.

Als starke „Stimme der Jugend“ ist der Jugendgemeinderat zunehmend auch außerhalb des kommunalen Feldes gefragt. So traten Lukas Häring, Pia Wiltsche und Paul Gschwentner beim Europatag im Vorfeld der Europawahl 2019 auf. Sie machten deutlich wie wichtig ihnen ein weltoffenes Europa ist.

Zu den besonderen Höhepunkten gehörten von Anfang an Fahrten nach Berlin in den Bundestag auf Einladung der Abgeordneten Agnieszka Brugger. Dabei standen immer spannende Besuche im Parlament und ein Blick hinter seine Kulissen auf dem Programm. Aber auch sonst lieferte die Hauptstadt den jungen Wangenern stets jede Menge beeindruckender Erlebnisse. Später fuhren die Jugendgemeinderäte auch in die Partnerstadt Prato, wo jeweils Kontakte zu jungen Leuten geknüpft wurden und wo sie Einblicke ins Leben der jungen Italiener nehmen konnten. Gerade vor Kurzem waren einige JGR-Mitglieder dort und kamen mit einem Rucksack voller Erlebnisse und Eindrücke zurück.