Die Gemeinde Schomburg gehörte früher zum Oberamt Tettnang, ab dem 1. April 1937 zum Kreis Wangen und ist seit der Verwaltungsreform 1972 eine der sechs Ortschaften von Wangen. Sie besteht aus zwei katholischen Pfarreien. Das Gebiet links der Unteren Argen gehört zu Primisweiler, der Gemeindeteil rechts des Flusses zu Haslach. Das evangelische Pfarramt in Amtzell ist auch zuständig für unsere Ortschaften Haslach und Primisweiler.
Auf der Wangener Landtafel des Johann Andreas Rauch (1617) sehen wir über dem linken Ufer die Ruine „Alt Schomburg“ (heute Hofgut Hochburg). Ihr gegenüber liegt auf der rechten Seite des Flusses, auf einer das Tal beherrschenden Anhöhe, das Schloss Schomburg. Von beiden ist heute so gut wie nichts mehr zu sehen.
Alt-Schomburg war Mittelpunkt der Herrschaft Schomburg, zu der etwa 15 Orte gehörten. Die Herren von Schauenburg (Schowenburg/Scowenburg) sind seit 1229 bezeugt und waren ursprünglich Ministeriale der Abtei St. Gallen. Sie unterstanden ab etwa 1250 den Grafen von Montfort-Tettnang (einer Seitenlinie der Tübinger Pfalzgrafen), die die Herrschaft noch vor 1338 an die Linie Montfort-Bregenz übertrugen. Fortan wechselten die Besitzer mehrfach. 1659 gelangte sie an die Grafen von Montfort-Tettnang. Diese mussten sie allerdings wegen Überschuldung 1780 an das Haus Habsburg abtreten. Während der napoleonischen Ära verlor Österreich im Pressburger Frieden von 1805 die Herrschaft Schomburg an Bayern, die dann aber 1810 dem Königreich Württemberg zugeschlagen wurde. Das Anfang des 19. Jahrhunderts baufällig gewordene Schloss wurde 1836 zum Abbruch verkauft. Die letzten Reste verschwanden Ende des Jahrhunderts.
Der Ortsteil Haslach wird in einer Schenkungsurkunde des Klosters St. Gallen erstmals als HASALACHA im Jahre 882 erwähnt. 1588 trat Abt Joachim Opser von St. Gallen das Patronat an Friedrich Humpis von Waltrams-Pfaffenweiler ab. Das Kloster St. Gallen, wieder im Besitz des Patronatsrechts, sorgte für den Wiederaufbau der Kirche, die zuvor zweimal zerstört worden war. Sie ist dem „Hl. Stephanus“ geweiht.
Die Pfarrei Primisweiler (BRUNIGESWILLARE) geht wahrscheinlich auf die ersten Zeiten der Christianisierung der Region zurück. Teile der Pfarrkirche „St. Clemens“ sind mittelalterlichen Ursprungs. 1092 gelangte die Kirche mit einem sanktgallischen Maierhof an die Abtei Mehrerau bei Bregenz und kam 1722 an das Hochstift Konstanz. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Kirche zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Im Jahre 1831 wurde das Gotteshaus „mit Hülfe milder Beiträge aus der Pfarrgemeinde“ verlängert.
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die um 1150 erbaute Kapelle in Hiltensweiler, die dem Hl. Konrad, Bischof von Konstanz (934-975 aus dem Geschlecht der Welfen) geweiht ist und 1512 gotisiert wurde. Sie wurde zuletzt 2017 renoviert.
Nur wenige Meter weiter südlich befindet sich die um 1790 unter Fürstabt Beda Angehrn von St. Gallen erbaute, gedeckte Holzbrücke über die Obere Argen. Die über die Brücke führende ehemalige Fernstraße Augsburg – Wangen – Lindau – Mailand war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die verkehrsreichste Staatsstraße in Württemberg. 1929 kam es zur Verlegung der Reichsstraße und zum Bau einer neuen Argenbrücke. 1937 wurde die Holzbrücke unter Denkmalschutz gestellt.
Schomburg hat heute rund 2500 Einwohner.
Die Wappenrolle von Zürich, entstanden zwischen 1335 und 1345, kann als ein heraldisches Denkmal des 14. Jahrhunderts bezeichnet werden. Sie wurde vermutlich von den Tübinger Pfalzgrafen in Auftrag gegeben, deren Wappen eine dreilatzige Fahne zeigt, die zu den ältesten Wappensymbolen in Europa zählt. Aufgrund der ehelichen Verbindung des Hauses Tübingen mit der Grafschaft Bregenz durch Alleinerbin Gräfin Elisabeth, kam das Wappen mit der dreilatzigen Fahne in den Bodenseeraum und in die Ostschweiz.
Der Entstehungsort der Wappenrolle ist nicht bekannt, aber Vermutungen gehen dahin, dass die Rolle in St. Gallen, Pfäfers (Kanton St. Gallen) oder Konstanz entstanden sein könnte. In der wohl ältesten Rolle im deutschsprachigen Raum finden sich auch die Herren von Schowenburg (Schomburg), die ursprünglich als Ministeriale in Diensten des Klosters St. Gallen standen.
1336 geht Schomburg an die Linie Montfort-Bregenz, die aber bereits im Jahre 1338 ausstirbt und von den Erben des Hauses Montfort-Tettnang übernommen wird. Durch eine erneute Erbteilung im Jahre 1354 kommt die Herrschaft wieder an die Linie Montfort-Bregenz.
An einem der ältesten Häuser in Lindau, in der Grub 28, das schon zuvor die Herren von Schönstein bewohnten (einer Seitenlinie der Prassberger), befindet sich das Wappen der Siber, die Schomburg im Jahre 1408 erwarben. Über 100 Jahre später, im Jahre 1515, verkauft Ulrich Siber die Herrschaft an seinen Vetter Anton Rem (Rehm), Bürger zu Augsburg.
Bereits 1549 erwirbt der Kaufmann Friedrich Humpis aus Ravensburg von Anton Rehm die Herrschaft Schomburg. Das Wappen über dem Westportal an der Kirche in Haslach aus dem Jahre1607 erinnert an die Humpis von Waltrams-Pfaffenweiler zu Schomburg, die maßgeblich am Wiederaufbau des Gotteshauses beteiligt waren.
Bei einer Erbteilung des gesamten Familienbesitzes der Humpis kommt Schomburg 1645 an die Brüder von Freyberg-Eisenberg, die sich aber bei Erbstreitigkeiten nicht einigen konnten, und so fiel die Herrschaft bereits 1658 wieder an das Haus Montfort.
Mit dem Bau des neuen Schlosses und einer aufwändigen Hofhaltung wurde der Ruin des Hauses Montfort beschleunigt und standen dadurch immer mehr in der Kreide der Habsburger, die dann 1780 wegen Überschuldung die gesamte Grafschaft übernahmen.
Fotos: Laura und Dieter Horn