Wangen im Allgäu ist eine malerische, sorgfältig restaurierte, ehemalige Reichsstadt mit einer Vielzahl historischer Gebäude und einem der schönsten Straßenzüge Süddeutschlands. Ca. 25 Steinbrunnen, gusseiserne Brunnen und pfiffige Figurenbrunnen laden zu einer Brunnenwanderung durch die Stadt ein. Zahlreiche schöne und interessante Skulpturen, Kapellen, Kirchen und Klöster sind zu bestaunen. Auch eine Ruine gehört in der Ortschaft Neuravensburg zu den Wangener Sehenswürdigkeiten.
Der Marktplatz ist die gute Stube der Stadt Wangen im Allgäu und Treffpunkt für Einheimische und Besucher. Hier begrüßen die Wangener traditionell gemeinsam das Neue Jahr. Und hier wird auch das ganze Jahr über gefeiert und der "schönste Wochenmarkt der Region" abgehalten.
Die Wege von Fasnets- und Kinderfestumzug führen über den Marktplatz. Aber auch Freiluftkino und Konzerte gibt es hier. Sehenswerte Straßen zweigen vom Marktplatz ab, in denen lebhafter Handel getrieben wird. Das ist heute nicht anders als im Mittelalter, wo sie als wichtige Verkehrsadern dienten. Seit 1984 ist der Marktplatz komplett autofrei.
Das Rathaus mit seiner barocken Fassade und dem Pfaffenturm, die katholische Stadtpfarrkirche St. Martin und das ihr gegenüber gelegene Hinderofenhaus prägen das Gesicht des Platzes. Der heute geräumige Platz war spätestens vom 15. Jahrhundert an durch einen großen Bau verstellt. Die Herren von Praßberg hatten dort ihr Domizil gebaut.
1719 wurde es abgebrochen. Heute zeichnet eine dunkle Linie aus Pflastersteinen die Umrisse des einstigen Gebäudes nach.
Hinter dem Rathaus liegt der Postplatz, dem Marktplatz an Schönheit nicht nachstehend. Gegen die Oberstadt wird er durch die Kirchhofmauer (Überrest der ältesten Stadtbefestigung) und das bemerkenswerte Ensemble von Waaghaus, Rathaus, Ratloch und Mesnerhaus (altes Kornhaus) abgegrenzt. Diese Platzwand zeigt die originale Farbigkeit der mittelalterlichen Stadt.
Beherrscht wird der Platz jedoch von dem 1600 bis 1602 errichteten Kornhaus, wo bis ins 19. Jahrhundert die Getreidevorräte lagerten und verkauft wurden. Heute finden dort Leseratten und andere Mediennutzer Futter. Denn unter dem historischen Dach ist die öffentliche Bücherei untergebracht
Direkt am Eingang zur Städtischen Bücherei im Kornhaus steht der Wahrheitssucher. Der Wahrheitssucher selbst hat das magische Quadrat der aus Pompeij überlieferten Zauberformel aufgeschlagen und sucht ihr bis heute nicht eindeutig geklärtes Geheimnis zu ergründen.
Der Weg aus der Altstadt Richtung Süden führt über die Paradiesstraße durch das Martinstor. Der Name leitet sich von der benachbarten Pfarrkirche ab. Ein Gemälde des Heiligen St. Martin ist auf der zur Innenstadt gewandten Seite zu sehen. Die Wangener nennen den Turm auch Lindauer Tor. Zum ersten Mal erwähnt ist es 1347. Seine heutige Form erhielt das Martinstor - ebenso wie das Ravensburger Tor - im Jahr 1608, wobei sein ursprünglich gotischer Charakter zum Teil bewahrt wurde. Im Tordurchgang finden sich Reste der gotischen Bemalung. Die verschiedenen Turmstuben wurden restauriert und eingerichtet. Sie werden von örtlichen Vereinen genutzt. Die Bemalung zur Paradiesstraße hin stammt von August und Josef Braun aus dem Jahr 1928. Auf der nach Süden gerichteten Seite des Tores befindet sich in der Mitte eine Uhr, die dem Besucher der Innenstadt den Rat gibt: "Lass dir Zeit!"
Den markanten Abschluss der Herrenstraße bildet das Frauentor. Wann es gebaut wurde, ist nicht überliefert. Vermutlich besteht es seit der Stadtgründung im 12. Jahrhundert. In den Urkunden ist das Stadttor, das auch Ravensburger Tor genannt wird, erstmals 1472 erwähnt. Seine heutige Form erhielt es wie das Martinstor im Jahr 1608 und trägt seither die Handschrift der Renaissance. 1988 wurde es zuletzt außen renoviert.
Die Esel- oder Stadtmühle stammt aus dem 16. Jahrhundert. Zunächst gehörte sie dem benachbarten Spital. Erst 1824 ging die Mühle an den Müller Benedikt Halder über. Seit 1937 ruht der Mahlbetrieb. Die Stadt Wangen kaufte schließlich das Gebäude und zeigt dort seit 1978 Schätze aus ihrer Vergangenheit. Das Heimatmuseum, das Museum für „Mechanische Musikinstrumente“ und das Käsereimuseum präsentieren interessante Stücke. Über den Wehrgang, der einen hübschen Blick in die Altstadt freigibt, gelangen die Besucher zu den literarischen Museen und Archiven der Schriftsteller Joseph Freiherr von Eichendorff und Gustav Freytag. Durch den Pulverturm geht es zur Badstube und in die städtische Galerie "In der Badstube“. Ein Blick durch den Durchgang beim Museumscafé zeigt Eichendorffs Taugenichts, wie er mit seiner Geige in der Hand die Stadt verlässt, um in die große freie Welt hinauszuziehen. An der Stadtmauer, links von der Eingangstüre zum Café, erinnert eine Büste an den großen schlesischen Dichter und Romantiker.
Der Pulverturm wurde Anfang des 15. Jahrhunderts gebaut, als die Wangener ihre Unterstadt ummauerten. Grundlegend umgebaut wurde er 1596. Zunächst nannten sie ihn Färber- oder Wasserturm. Warum das so war, zeigt die Rauchsche Stadtansicht aus dem Jahr 1611. Direkt daneben dem Pulverturm wehten die gefärbten Tücher der benachbarten Färbe. Der Turm wurde 1985 restauriert. 2011 erhielt er ein neues Dach.
Der alte Gottesacker ist heute ein Stadtpark und bildet mit der Rochuskapelle aus dem Ende des 16. Jahrhundert eine ganz besondere kleine Oase der Ruhe. Er wurde im Pestjahr 1521 als Friedhof auf dem Gelände des seit 815 verbürgten Maierhof des Klosters St. Gallen angelegt. Als Vorbild dienten italienische Friedhöfe der Renaissance. Unter den Arkaden entstanden steinerne und gemalte Epithaphe. Bürger- und Zunftmeister, Gerichts- und Ratsherren der Freien Reichsstadt schufen sich dort persönliche Denkmäler. Alte Bäume und Blumenrabatten machen den Gottesacker heute zu einem idyllischen kleinen Park nur wenige Schritte vom Lindauer Tor oder Martinstor entfernt.
Wangen ist für seine schönen und ausgefallenen Brunnen bekannt. Hier finden Sie eine kleine Auswahl, weitere Informationen zu allen Brunnen in der Stadt erhalten Sie im Gästeamt.
So ist zum Beispiel den "verdruckten" Allgäuern vor dem Pfaffenturm am Weg vom Marktplatz zum Postplatz ein Denkmal gesetzt. Den Spruch, wonach von sechs Allgäuern, der unterste so "verdruckt" sei wie der oberste, wenn man sie übereinanderstapelt, hat der Künstler Joseph Michael Neustifter aus Eggenfelden umgesetzt. Eine der Figuren macht die Skulptur zum Brunnen: Sie spuckt während der warmen Jahreszeit in Intervallen auf ahnungslose Passanten. Wer so unversehens nass gemacht wird, hat den Schaden und braucht für den Spott oder die Schadenfreude der Umstehenden nicht zu sorgen.
Der Esel-Brunnen vor dem Gasthof "Stiefel" am Eselberg bei der Eselmühle erinnert an eine Fabel des griechischen Dichters Aesop, in der ein Esel eine wichtige Rolle spielt. Die Geschichte erzählt von einem Bauern, seinem Sohn und einem Esel, die unterwegs auf verschiedene Zeitgenossen treffen, die allerlei gute Ratschläge auf Lager haben.
Der Antonius-Brunnen hätte in Wangen keinen besseren Standort finden können als am Saumarkt. Hier wurde bekanntlich seit Hunderten von Jahren wöchentlich der Schweinemarkt abgehalten. Das Überlinger Künstlerehepaar Werner und Elsa Gürtner hat über ein Jahr an den Bronzeplastiken gearbeitet, bevor der Brunnen am 6. Dezember 1986 mit einer gelungenen Feier der Öffentlichkeit übergeben werden konnte.
Der Amtsschimmel-Brunnen steht auf dem Vorplatz des Landratsamtes in der Lindauer Straße. Bei der Einweihung 1984 bezeichnete ihn der damalige Ravensburger Landrat, Dr. Guntram Blaser, als "Beitrag zur Selbstironie der Bürokratie". Alle Figuren sind beweglich, er ist ein "Brunnen zum Anfassen".