Das ERBA-Museum ist offiziell eröffnet - Die Geschichte hat in der ERBA mehrere Orte

Viele Menschen auf dem Platz vor dem ERBA-Museum
Zwei Schwestern aus dem Kloster Untermarchtal und drei Frauen und zwei Männer

Nach zwölfjährigem Engagement sind die Mitglieder des Fördervereins ERBA-Museum am Ziel: Das Museum, das ihre Sammlung – zumindest in Teilen – zeigt und die Geschichte der früheren Spinnerei und Weberei erzählt, ist jetzt offiziell eröffnet.

Eigentlich sollte die Feier draußen auf dem Platz zwischen Museum, Turbinenhaus und Steinmetzwerkstatt stattfinden. Doch angesichts der Wetterlage musste ins Museum ungezogen werden. So rückte man eng zusammen. Oberbürgermeister Michael Lang begrüßte noch draußen die Gäste, also „an dem Ort, wo die ERBA ihre Keimzelle hatte“. Mit der Eröffnung des ERBA-Museums sei nun auch die Geschichte des Unternehmens und seiner Menschen fürs Erste vorläufig erfasst und erlebbar. „Es ist Ihr Tag, Jetzt sind wir da, wo wir hinwollten“, sagte OB Lang den Mitgliedern des ERBA-Museumsvereins mit Vorstand Helga Mayer an der Spitze. Ein Stück wurde nicht mehr pünktlich ausgeliefert, kommt aber demnächst ins Museum. Es handelt sich um eine Art Telefonbuch mit den Namen aller Mitarbeitenden in der ERBA bis 1949. Entziffert und in Tabellen überführt hat sie Dr. Jutta Wiek, bisher in Wangen vor allem bekannt als Augenärztin. 

Kloster Untermarchtal öffnet Archiv
Einen Teil der ERBA-Geschichte machten die Sozialstrukturen des Unternehmens aus. Stadtarchivar Dr. Rainer Jensch und Jutta Wiek hatten deshalb das Kloster Untermarchtal besucht und dort im Archiv Einblick in die Protokolle zur Tätigkeit der Schwestern in Wangen erhalten. Im Buch von Rainer Jensch und Susanne Müller „Die ERBA – von der Baumwollspinnerei zur Landesgartenschau“ sind wesentliche Informationen darüber bereits zugänglich gemacht. Umso größer war die Freude, dass mit Generalvikarin Karin Weber und der fast 90-jährigen Schwester Ines zwei Vinzentinerinnen begrüßt werden konnten, deren Orden in Wangen an vielen Orten sozial tätig war: unter anderem in der ERBA, im Kindergarten, wo Schwester Ines im Gottesacker arbeitete, im Krankenhaus und im Pflegeheim. Beide waren bereits gegen Mittag angereist und hatten nach einem kleinen Empfang im Rathaus die Landesgartenschau erkundet. OB Michael Lang dankte ihnen stellvertretend für alle Ordensfrauen, die in Wangen Gutes getan haben. So ist in den Auwiesen heute ebenfalls stellvertretend für alle nach Schwester Melania eine Straße benannt, die viele Jahre im Kinderheim der ERBA arbeitete.
Auch sonst wurde viel gedankt, von OB Lang an die Unternehmen und Architekten, die in zweimonatiger Windeseile Räume für ein Museum ermöglichten. Ebenso Irina Leist für die moderne Gestaltung der Ausstellung und Stadtwerkeleiter Urs Geuppert, unter dessen Dach das Museum einziehen konnte. Auch dem Landesdenkmalamt, dessen Vertreterin Beata Hertlein vor Ort war.

Kräfte des ERBA-Museumsvereins gefordert
Helga Mayer blickte auf die für den Verein, wie sie sagte, „nervenaufreibende Zeit der Vorbereitung“, in der alle aktiven Kräfte gefordert waren. Zunächst beim Sammeln aller Gegenstände, bei der Entgegennahme von Spenden und schließlich bei der Fertigstellung des Museums. Während Josef Batelka, Werner Brilisauer und Hubert Metz im Endspurt als Experten im Handwerk gefragt waren, konzentrierte sich die Vorsitzende auf die Vorbereitung des ERBA-Geschichtspfads, der ebenso zur Aufbereitung der Historie gehört wie das Museum, das Trafogebäude mit seiner Ausstellung und das ERBA-Buch. Das Museum sei von Beginn der Landesgartenschau an von Besucherinnen und Besuchern sehr gern angenommen worden, sagte Helga Mayer. 

Eine Perle mit einer Schwester in der Altstadt
Auch die Liste der Danksagungen von Irina Leist war lang. Hervorgehoben seien hier der städtische Bauhof, der mit seinem Kreativteam ebenso entscheidend zur Gestaltung des Museums beigetragen hat wie das Grafik-Team von Zone Gestaltung, Bernadette Maurus und Veronika Wucher. Dann auch die Firma Dornier, die zwei Maschinen als Dauerleihgaben zur Verfügung stellte. Dank adressierte sie auch an das Hutmuseum Lindenberg, das Teile der Vitrinen zur Verfügung stellte. Und nicht zuletzt an die Landesgartenschau, die das Museum ermöglichte und in Lisa Raab eine immer ansprechbare Mitarbeiterin aufbot. So entstand auf 300 Quadratmetern eine Perle, die in der Altstadt im Stadtmuseum eine große Schwester hat. Und wie das in gut harmonierenden Familien ist: Die große Schwester überließ der kleinen in der ERBA auch das eine oder andere Ausstellungsstück. 

„Verwandtschaft“ von Musikgerät und Jaquardwebstuhl
Irina Leist schloss mit der Demonstration eines mechanischen Musikinstrumentes, das aus dem väterlichen Besitz stammte und ein Geburtstagsständchen auf der Rolle hatte. Sie demonstrierte damit nicht nur die Parallelen zwischen dem Musikgerät und einem Jaquardwebstuhl, sondern regte zum Mitsingen an. Es war ein verspäteter Glückwunsch für ihre beiden Eltern Rosemarie und Dr. Jörg Leist, die im Mai Geburtstag feierten und bei der Geburtsstunde des Museums am Mittwoch dabei waren. Insofern war das Ständchen auch für das Museum passend. 
Urs Geuppert erläuterte zum Schluss in kurzen Worten die Bedeutung des Gebäudes für die Energieversorgung in der ERBA-Vergangenheit und Gegenwart. Anschließend gab es reichlich Gelegenheit, sich das Museum anzuschauen und durch die vielen anwesenden Vereinsmitglieder auch erläutern zu lassen.